"Auch Algorithmen machen Fehler"

07.06.2019

MQW-Experte Andreas Niekler kommentiert den Artikel „Die Mär von 'Social Bots'“ im Tagesspiegel vom 3. Juni 2019

Der Artikel zeigt auf, dass Reflexion und Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten wichtig ist, um deren Implikationen und Aussagen einzuordnen bzw. einordnen zu können. Am Beispiel des Beitrags im Tagespiegel wird deutlich, dass Algorithmen Fehler machen. Das ist nicht neu.

Dass in Wiedergabe und Anwendung basierender Studien keine Rücksicht auf potentielle Fehler genommen wird, ist nicht das Problem. Auch führt eine methodische Fragwürdigkeit, selbst wenn sie nur anzunehmen wäre, zu weit, da die Grenzen der Methode wissenschaftlich dokumentiert wurden.

Vielmehr gibt es auf der Grundlage der Studien eine Polarisierung und die jeweiligen Sichtweisen werden mal wieder hyperventiliert. Eine Seite sieht den Einsatz von Social Bots als drastisches Problem. lDie andere versucht, das Problem zu relativeren. Andere möchten nicht durch Fehler als Bot identifiziert werden.
Unabhängig davon, also in welcher Ausprägung das Phänomen Social Bot existiert, es existiert.

Ein Blick in die wissenschaftliche Diskussion um den Klimawandel verdeutlicht diese Aussage. Im Diskurs um den Klimawandel geht es auch um die Kritik an Messbarkeit. Auf der einen Seite machen wissenschaftliche Akteure das Phänomen messbar, auf der anderen Seite wird dieses Ergebnis von anderen wissenschaftlichen Akteuren kritisiert, wenn nicht sogar verworfen.

Der Vergleich zeigt auf: Es ist nicht relevant, wie genau wir messen. Wir messen, dass das Phänomen existiert, und das reicht, um es zu akzeptieren und zu reagieren.
Beim Thema Social Bots sollten Studien genauso genutzt werden. Sie weisen auf ein Problem hin. Dieses Problem muss durch öffentliche bzw. mediale Kommunikation nicht überhöht werden, um letztendlich als Problem (in der Zivil-Gesellschaft) wahrgenommen zu werden. Insofern ist der Artikel ein guter Ansatz. Die zugrundeliegenden Methoden der Studien zu bezweifeln, ist aber übertrieben, da deren Limitierungen bekannt sind.

Unabhängig vom wissenschaftlichen Diskurs hat der Artikel eine wichtige Aussage: Anstatt mit dem Zeigefinder auf Meinungen und Positionen oder gar Verschwörungstheorien in Bezug auf Social Bots zu zeigen, sollte man hier aktiv reagieren und den bewussten Umgang mit den Kanälen und Diskursen fördern.

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